Hämorrhoiden sind wie ungebetene Gäste – sie kommen einfach, setzen sich hin und weigern sich, zu gehen. Da sind sie dann und quälen uns manchmal, die kleinen Hintertür-Rebellen, die sich wahrscheinlich denken: ‚Warum sollte der Po nicht auch mal ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen?
Hämorrhoiden, ein wirklich schwer zu schreibendes Wort. Bei einem Pisa-Test würde man wahrscheinlich feststellen, dass das Wort ‚Hämorrhoiden‘ zu vermehrtem Durchfall führen kann – vor allem bei denen, die versuchen, es buchstabieren.
Das Wort Hämorrhoiden stammt vom altgriechem Wort haima = „Blut“ und rhein = „fließen“. Früher wurden Hämorrhoiden auch bezeichnet als „goldene Adern“ oder „Goldadern“.
Hämorrhoiden sind in der westlichen Welt eine der häufigsten Erkrankungen, aber gesellschaftlich fast überall streng tabuisiert. Hämorrhoidalleiden vor dem 35. Lebensjahr sind selten, aber möglich. Die Ursachen sind noch weitgehend ungeklärt.
Gewöhnlich trifft es nur Männer? – Falsch! In aktuellen Studien wird vermehrt auf die Geschlechterneutralität von Hämorrhoiden hingewiesen, belegt durch die Prävalenzraten bei Frauen und Männern. Diese Erkrankung resultiert aus einem komplexen Zusammenspiel genetischer, anatomischer, und umweltbedingter Faktoren. Es ist wichtig zu wissen, dass in unserer modernen Gesellschaft die Prädisposition für Hämorrhoiden nicht aufgrund des Geschlechts variiert, sondern vielmehr auf individuellen Faktoren wie zum Beispiel chronische Verstopfung unter anderem bedingt durch genetische Veranlagung, Schwangerschaft und anderen potenziell prädisponierenden Faktoren.
Bei Frauen kann die Schwangerschaft eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Hämorrhoiden spielen. Der gesteigerte Druck auf das Becken kann die venöse Stase begünstigen. Zusätzlich können hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft die vaskuläre Elastizität beeinflussen und damit das Risiko für Hämorrhoiden erhöhen. Neuere Untersuchungen unterstreichen die Notwendigkeit, Hämorrhoiden als eine geschlechtsneutrale Erkrankung zu betrachten, die sowohl Männer als auch Frauen betrifft, wobei eine individuelle Risikoanalyse und Prävention von großer Bedeutung sind.
Was genau sind Hämorrhoiden?
Dabei handelt es sich um krankhafte Schwellungen beziehungsweise Veränderungen eines im Enddarm liegenden Gefäßgeflechts dem sogenannten Hämorrhoidalplexus, anatomisch korrekt genannt Plexus haemorrhoidalis.
Doch schauen wir uns erst einmal den normalen Modus an, also wie es ohne krankhafte Veränderungen optimal laufen sollte. Denn die Kontrolle des Stuhlgangs ist ein faszinierender Vorgang, der einerseits von komplexen physiologischen Prozessen gesteuert wird, andererseits weitgehend unbewusst abläuft. Diese Vorgänge sind, wenn man es mal wörtlich nehmen darf für unseren Alltag so wichtig, dass man sagen darf: „alles am Arsch“ oder „es läuft wie geschmiert“.
Venöse Abflüsse des Hämorrhoidalplexus führen durch den inneren und äußeren Schließmuskel. Diese bilden zusammen mit dem Hämorrhoidalplexus und weiteren Strukturen das Kontinenzorgan. Im Kontinenzorgan verschließt der Hämorrhoidalplexus den Analkanal also von innen. Dies bewirkt die Feinabdichtung des Anus, die für die anale Kontinenz sehr wichtig ist. Anale Kontinenz nennt man die Fähigkeit, den Stuhlgang eine gewisse Zeit zurückhalten beziehungsweise den Ausscheidungsvorgang willentlich auszulösen.
Wir alle mussten wahrscheinlich schon einmal erleben wie schwierig diese Fähigkeit zu kontrollieren ist, wenn man Durchfall hat.
Die Schließmuskeln des Afters alleine sind nicht in der Lage, den Analkanal ganz dicht zu verschließen. Selbst bei einer maximalen Kontraktion dieser ringartigen Muskeln bliebe noch eine Öffnung mit einem Durchmesser von etwa 10 mm. Das würde reichen und uns äußerst peinliche und erhebliche Probleme im Alltag zu verursachen. Erst durch den Musculus canalis ani und das darauf aufsitzende Corpus cavernosum recti kann der Anus zu fast hundert Prozent verschlossen werden.
Signalisieren die Nervenenden des Rektums dem Gehirn, dass im Mastdarms genügend Kot vorhanden ist, so stellt sich der drängende Wunsch nach Stuhlgang ein. Der innere Schließmuskel erschlafft darauf und aus dem Hämorrhoidalplexus fließt das Blut ab, wodurch der Verschluss geöffnet wird und der Kot ausgeschieden werden kann.
Dieser Vorgang läuft völlig unbewusst ab. Dagegen lässt sich über den von der Beckenmuskulatur unterstützten äußeren Schließmuskel der Stuhlgang willkürlich steuern. Nicht zuletzt deswegen macht es Sinn, sich einmal mit der Beckenbodenmuskulatur zu beschäftigen. Das kann in Form von Beckenboden-Übungen oder Pilates sein.