Warum ein lange tabuisiertes Körpersekret neue Hoffnung in der Medizin und Hautpflege bringt
Wenn wir an Menstruation denken, denken wir selten an medizinisches Potenzial. Dabei birgt gerade das, was der weibliche Körper monatlich ausscheidet, eine biologische Fülle, die in der regenerativen Medizin und Hautforschung immer mehr Aufmerksamkeit bekommt: Menstruationsblut – ein komplexes Gemisch aus Blut, Stammzellen, Immunbotenstoffen und regenerativen Molekülen.
Was lange als „Abfallprodukt“ galt, könnte ein Heilmittel sein. Menstruationsblut enthält hochaktive Zellen und Moleküle mit dem Potenzial, entzündliche Erkrankungen zu lindern, Gewebe zu regenerieren und die Haut zu erneuern.
Die Forschung steht noch am Anfang, doch die bisherigen Ergebnisse zeigen: Der weibliche Zyklus ist in Zukunft vielleicht sogar gängige Medizin.
Das steckt alles in Menstruationsblut:
• Menstruationsstammzellen (MenSCs): mesenchymale Stammzellen, die sich in der abgestoßenen Gebärmutterschleimhaut befinden – jung, regenerationsfreudig und leicht verfügbar.
• Entzündungshemmende Zytokine, wie IL-10 oder TGF-β.
• Exosomen: winzige Vesikel, die heilende Signale an andere Zellen senden.
• Wachstumsfaktoren, z. B. VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), die die Bildung neuer Blutgefäße fördern.
Diese Inhaltsstoffe machen Menstruationsblut zu einer potenten Quelle für Heilung, Regeneration und Immunmodulation.
Wie Menstruationsblut Krankheiten lindern könnte
Zahlreiche präklinische Studien zeigen, dass MenSCs und ihre Exosomen gezielt Entzündungen herunterregulieren und Gewebe regenerieren können:
Regeneration nach Herzinfarkt
• In Tiermodellen wurden MenSCs erfolgreich in das beschädigte Herzgewebe eingebracht.
• Ergebnis: Verbesserte Herzfunktion, weniger Narbenbildung, mehr Gefäßneubildung.
Neurodegenerative Erkrankungen
• In Studien zu Alzheimer, Parkinson und Multipler Sklerose zeigen MenSCs neuroprotektive Effekte.
• Sie fördern die Reparatur von Nervenzellen und reduzieren entzündliche Prozesse im Gehirn.
Autoimmunerkrankungen
• MenSCs regulieren das überaktive Immunsystem herunter – z. B. bei rheumatoider Arthritis, Lupus oder Typ-1-Diabetes.
Atemwegserkrankungen
• In Mausmodellen mit chronischer Bronchitis und Asthma verringerten MenSCs die Schleimbildung und das Entzündungsausmaß.
Wirkung auf die Haut: Das neue Feld der „Zyklushautpflege“
Die regenerativen Eigenschaften von Menstruationsbestandteilen machen sie auch für die Dermatologie und Kosmetik interessant.
Zellverjüngung
MenSCs regen die Kollagenproduktion an und fördern die Zellneubildung – entscheidend für glatte, elastische Haut.
Entzündungshemmung
Zytokine aus Menstruationsblut wirken stark antiinflammatorisch – ideal bei Akne, Rosazea oder Neurodermitis.
Wundheilung
Studien zeigen, dass MenSCs die Heilung chronischer Wunden beschleunigen – z. B. bei diabetischem Fußsyndrom oder Verbrennungen.
Anwendungsmöglichkeiten
• Seren mit MenSC-Exosomen für Anti-Aging und Hautberuhigung
• Wundheilcremes auf Stammzellbasis
• Zelltherapie bei schweren Hauterkrankungen (noch experimentell)
Nachhaltig, weiblich, revolutionär?
Ein großer Vorteil: Menstruationsblut ist nicht-invasiv gewinnbar, erfordert keine Operation, keine Nabelschnurbank, kein Tiermodell. Es ist ein biologisch reichhaltiges, zyklisch verfügbares Material, das Frauen selbst liefern könnten – mit ihrem Einverständnis.
Doch warum wird es noch kaum genutzt?
• Tabuisierung der Menstruation
• Mangel an Forschungsgeldern
• Fehlende Akzeptanz in der breiten Gesellschaft
Dabei könnte Menstruationsblut ein zentraler Baustein in der Entwicklung zellbasierter Therapien der Zukunft sein – für Frauen – und für alle. Ein neues Kapitel für Gesundheit und Pflege könnte entstehen, wenn wir die wundervollen Naturstoffe des weiblichen Zyklus wertschätzen und weiter untersuchen.