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Winterblues und Epigenetik

Winterblues und Epigenetik

Eine Expedition in die Welt der genetischen Ursachen saisonaler Stimmungstiefs

Der Winter – manchmal eine ästhetische Symphonie aus frostigen Temperaturen, schimmerndem Schnee und den warmen Lichtern der Feiertage. Doch für manche von uns nimmt diese Jahreszeit eine dunklere Wendung, wenn der Winterblues, auch als saisonale affektive Störung (SAD) bekannt, Einzug hält. In diesem Beitrag tauchen wir in die wissenschaftlichen Gewässer der Epigenetik ein, um zu verstehen, wie genetische Faktoren die Winterdepression beeinflussen können.

Die Winterdepression manifestiert sich meist durch Symptome wie erhöhter Schlafbedarf, verminderte Energie und gesteigertes Verlangen nach Kohlenhydraten. Teilweise ist es noch ein biologisches Rätsel der Gemütsverstimmung. Sicher ist aber: es gibt eine Verbindungen zur Genetik, speziell zur Forschung in der Epigenetik, die die Veränderungen in der Genexpression ohne Veränderungen der DNA-Sequenz untersucht.

Kurzer Ausflug in die Welt der Epigenetik: Sie ist die Regisseurin der Genexpression. Epigenetische Mechanismen amtieren gewissermaßen als Dirigenten in unserem genetischen Orchester. Sie dirigieren die Aktivierung und Inaktivierung von Genen, meist beeinflusst durch Umweltreize. In der Winterdepression regiert das Winterlicht den epigenetischen Taktstock. Kürzere Tage und weniger Sonnenlicht beeinflussen die Gene, die an der Synthese von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin beteiligt sind – alles Schlüsselakteure im emotionalen Gleichgewicht.

Stress, ein häufiger Begleiter der Winterdepression, kann auf molekularer Ebene epigenetische Veränderungen bewirken. Als Reaktion darauf kann die Genexpression ungünstig moduliert werden, was dann die Anfälligkeit für depressive Symptome erhöht. So entsteht eine komplexe Wechselwirkung zwischen Umweltstressoren und genetischer Anfälligkeit.

Es ist wichtig zu betonen, dass eine genetische Veranlagung nicht zwangsläufig die Winterdepression auslöst. Das genetische Spiel gleicht eher einer Lotterie, bei der einige den Hauptgewinn der genetischen Robustheit ziehen, während andere sich mit einer mehr oder weniger erhöhten Anfälligkeit konfrontiert sehen. Diese genetische Prädisposition interagiert dabei mit individuellen Lebensstilen und Umweltfaktoren. Diese können wir aber zum Glück teilweise beeinflussen.

Betroffene versuchen möglichst oft raus an die frische Luft zu gehen. Das Tageslicht kann die Stimmung aufhellen. Lichtmangel schlägt bei fast 20 Prozent der Menschen in Deutschland aufs Gemüt. Die innere Uhr des Menschen braucht Tageslicht, um die Zellen und physiologischen Funktionen mit der äußeren Tageszeit zu synchronisieren.

Wissenschaftler haben Zellen im Auge entdeckt, die über einen Photorezeptor für blaues Licht (also Tageslicht) verfügen: das Protein Melanopsin. Trifft blaues Licht auf diese speziellen Zellen, leiten sie ein Signal direkt zum sogenannten Nukleus suprachiasmaticus.

Der Nucleus suprachiasmaticus ist der Hauptimpulsgeber der inneren Uhr des Menschen. Durch diesen wichtigen Taktgeber werden u.a. Hormonhaushalt, Körpertemperatur, Schlafrhythmus, Insulinsensitivität und viele andere Körperfunktionen im Gehirn gesteuert.  Störungen seiner Rhythmik können psychische Störungen und metabolische Erkrankungen auslösen.

Damit hängt oft die sogenannte biologische Uhr zusammen. Echtes Tageslicht hat einen enormen Einfluss auf die innere biologische Uhr. Bei Lichtmangel flacht der 24-Stunden-Rhythmus ab. Neue Forschungen erkennen nun das gewisse Etwas am Tageslicht, das künstliche Lampen in Innenräumen meist nicht bieten können und die tageslichtempfindlichen Zellen antreibt: Es ist sein hoher Blauanteil. 

Diesen hohen Blauanteil im Licht bekommt man nur durch echtes Tageslicht oder moderne Tageslichtlampen mit intensivem Blauanteil. Betroffene versuchen daher möglichst oft, tagsüber raus an die frische Luft zu gehen. Das hellblaue Tageslicht kann die Stimmung aufhellen.

Stresssituationen sollte man im Winter möglichst vermeiden. Regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung können ebenso helfen. Sollten die Symptome trotzdem stärker werden, wäre ein Gespräch mit einem Arzt sinnvoll, um die besten Behandlungsmöglichkeiten zu finden.

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