Viele Menschen in mehreren Ländern feiern jedes Jahr Fasching, ohne zu wissen, wozu dieser Brauch einmal gut war. Fasching oder Fastnacht liegt im Brauchtum der katholischen Kirche begründet und hat mit der Fastenzeit zu tun, die danach am Aschermittwoch beginnt.
Im Mittelalter durfte man in der langen Fastenzeit bis Ostern keine gehaltvollen Lebensmittel wie Fleisch, Käse, Milch, Butter, Schmalz oder Fett essen und sollte total genügsam leben. Daher ließen es sich die Menschen vorher noch einmal richtig gut gehen. Zunächst nur an einem Tag und einer Nacht, der sogenannten Fastnacht. An diesem Tag feierten sie, verzehrten im Rahmen großer Feste mit Tanz und Musik reichlich von dem was sie danach nicht mehr essen durften: Fleisch und andere tierische Produkte, sowie viel Alkohol.
Auch in anderen Ländern wird ordentlich gefeiert. In Rio ist der Karneval sogar die wichtigste Zeit im Jahr. Auf den Straßen wird Samba getanzt und man bekommt prächtige Kostüme zu sehen, für die viele Menschen oft monatelang hart arbeiten.
Der Karneval in Venedig ist eher stilvoll und romantisch. Er wird mit einem Fackelumzug mit Trommlern am Markusplatz eröffnet. Am zweiten Tag findet der berühmte „Flug der Taube“ statt. Dabei verteilt eine große Taube aus Holz oder Pappmaché Konfetti und die begeisterten und staunenden Menschen lassen Luftballons steigen.
Müllabfuhr der Zellen
Was passiert aber in unserem Körper in der Zeit danach, der sogenannten Fastenzeit?
Wenn Sie in den Spiegel schauen, denken Sie vielleicht manchmal, „Wow, ich sehe heute gut aus“. Manchmal denken Sie vielleicht auch das Gegenteil.
In Wirklichkeit sind es Ihre Zellen, die hinter den Kulissen arbeiten und rufen: „Wir haben gerade ein verbrauchtes Mitochondrium recycelt, jetzt leuchten Sie wieder!“
Autophagie heißt das Zauberwort aus der wunderbaren Welt des zellulären Recycling! Es bedeutet übersetzt „Selbstfressen“. Stellen Sie sich vor, Ihre Zellen wären kleine, fleißige Arbeiter in einer Recyclinganlage. Anstatt Papier und Plastik zu sortieren, sind sie Experten darin, alles, was in Ihrem Körper nicht mehr gebraucht wird, zu zerlegen und wiederzuverwenden.
Autophagie ist eine komplexe intrazelluläre Maschinerie, die permanent Defekte beseitigt. Somit erneuern wir uns ständig. Das erklärt auch, warum die meisten Zellstrukturen in unserem Körper nicht älter als ein paar Monate sind. Bleiben Schäden in Zellen aber länger bestehen, kann das fatale Auswirkungen haben: die Funktion von Enzymen kann beeinträchtigt werden die dann ganze Organellen wie etwa die als „Kraftwerke der Zelle“ bekannten Mitochondrien angreifen können. Eine Anhäufung beschädigter Zellbestandteile kann Krankheiten aller Art auslösen.
Fasten aktiviert die Autophagie
Wenn der Körper nicht Nahrung verdauen muss, können wichtige Zellreinigungsprozesse wie die Autophagie besser ablaufen. Fasten fördert sozusagen die körpereigene Müllabfuhr.
Beim Fasten wird eine Kaskade an Prozessen im Körper angeworfen, die die Evolution schon seit Jahrmillionen kennt. Das ist auch ganz klar, weil Fasten zur Natur des Menschen gehört. Jeden Tag einen vollen Kühlschrank, Mahlzeiten und Snacks mit Fleisch, Süßigkeiten, Milchprodukten und Knabbereien – noch nie gab es so etwas in der Menschheitsgeschichte.
Denn der Stoffwechsel ist darauf ausgerichtet, möglichst viel Energie zu speichern und zu sparen. Er bereite sich damit auf Hungerperioden vor. Ein sehr wichtiges Erbe der Evolution, das unser Überleben gesichert hat.
Mit leerem Bauch sind wir sogar am besten bei der Nahrungssuche. Diesen Effekt kennt wahrscheinlich jeder, der schon einmal mit knurrendem Magen einkaufen war. Wir finden dann in kürzester Zeit und kurz und bündig beinahe alle kalorienreichen Nahrungsmittel im Supermarkt. Damals in den Zeiten ohne Kühlschränke und Kioske mussten wir mit leerem Magen sehr gut in Form sein, um neue Nahrung zu finden oder zu jagen. Die Hypothese, dass man sich mit leerem Magen nicht gut konzentrieren könne, muss man also in Frage stellen.
Es ist sogar umgekehrt. Mit vollem Magen sind wir oft träge und müde. Eigentlich müssten wir uns erstmal irgendwo in Ruhe hinlegen um zu verdauen. Leistungsfähigkeit und Konzentration nehmen ab. Was aber zunimmt ist ein Sättigungsgefühl, das bei manchen Menschen zu einer gewissen Sucht führen kann.
Ein kleiner Tipp: Das Sättigungsgefühl ist ein sehr angenehmes Gefühl, das man keinem verwehren sollte. Wie wäre es aber wenn man dieses schöne Gefühl durch mehr Volumen im Magen und sogar vorteilhaften Ballaststoffe erreichen kann.
Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate die durch ihr Volumen einen mechanischen Sättigungseffekt haben. Sie dehnen den Magen und auch den Dünndarm. Außerdem bilden die von ihnen lebenden Mikrobiota im Darm flüchtige Fettsäuren, im Dickdarm führt dies dann zur Produktion sättigender und gesunder Hormone.